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Hanf legal? |
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Seit der Hippiezeit träumen die Kiffer vom Ende des Weltkrieges gegen die Heilige Pflanze, um endlich in Frieden und Freiheit zu ernten, was der liebe Gott gesät hat. Doch wer sagt uns, dass dem süßen Traum nicht ein böses Erwachen folgt, wenn der Gesetzgeber das Hanf-Verbot entschärft und plötzlich die die Sieger sind, die den Krieg verbrochen haben?
Machen wir uns nichts vor, eine Cannabis-Freigabe aus heiterem Himmel wie anno 1976 in den Niederlanden wird es in Deutschland nicht geben! Die Vorstellung, dass der Bundestag das Betäubungsmittelgesetz reformiert und in Alt-Ötting, Fulda und Paderborn die ersten Coffeeshops öffnen, in denen sich Hinz und Kunz um eine Wasserpfeife mit edelster Rauchware schart, ist realitätsferner denn je. Rückblickend hatte selbst die Hanf-Duldung im kleinen Königreich der Beatrix keinen nachhaltigen Einfluss auf die Drogenpolitik in Deutschland, obwohl das Pilotprojekt unserer Nachbarn allemal erwiesen hat, dass von Cannabis als Genussmittel nur eine marginale Gefahr für das leibliche Wohl der Bevölkerung ausgeht. Ungeachtet aller Erkenntnisse haftet dem Hanf noch immer der Ruch einer bösen Droge an, die Kinder vergiftet und Erwachsene blöde macht. Die medial gesteuerte gesellschaftliche Ächtung der Kiffer hat mittlerweile strafrechtliche und wirtschaftliche Ausmaße erreicht, dass es jeden vernunftbegabten Menschen in Anbetracht der Zahlen und Fakten nur so gruselt. Seit vierzig Jahren tobt der Anti-Drogen-Krieg gegen die Hanffreunde in Deutschland, also gegen einen nicht unbeachtlichen Teil der eigenen Bevölkerung. Inwieweit diese offen postulierte kriegerische Handlung seitens des Staates gegen die Haager Konventionen und das Völkerecht verstößt, ist natürlich je nach Grad des aufgestauten Hasses gegen die Prohibitionskrieger Ansichtssache. Dass inzwischen aber in die Jahre gekommene Cannabisfachhändler von ordentlichen Strafgerichten mit Sicherungsverwahrung abgefertigt, also hinter Gittern und Stacheldraht lebendig begraben werden, dürfte sich als weiterer exemplarischer Fall dreister Missachtung der Menschenrechte in die dunkle deutsche Rechtsgeschichte einreihen – verübt von zivilen Richtern, die sich als willige Helfer der Staatsräson beugen und im Akkord Opfer um Opfer produzieren!
Keine Frage, das Leid, das der Anti-Hanf-Krieg über die Menschen bringt, könnte größer nicht sein, und selbstverständlich stehen alle Menschen mit Herz und Verstand in der moralischen Pflicht, den geschändeten und einsitzenden Hanffreunden solidarisch zur Seite zu stehen. Je länger der Krieg dauert, desto mehr wächst jedoch der Widerstand, und eines nicht allzu fernen Tages wird die Sisyphosarbeit des Deutschen Hanfverband, der Grünen Hilfe und der vielen ehrenamtlichen Hanf-Aktivisten und Unterstützer Früchte tragen. Nur leider wird nicht allen die Frucht süß schmecken, denn unter der Schale verbirgt sich die bittere Pille der nächsten großen Lüge.
Die Hanffreunde können sich durchaus schon einmal darauf einstellen, dass der Dealer des Vertrauens bald nicht mehr auf dem Kinderspielplatz hinter dem Knallerbsenstrauch anzutreffen ist, sondern hinter dem Verkaufstresen einer Apotheke. Dort wartet dann eine akkurat gescheitelte Drogenfachverkäuferin auf das begehrte Rezept vom Onkel Doktor, um die überteuerte THC-Arznei der Pharmazeutischen Industrie an den Kiffer zu bringen. Und genau hier liegt das Übel der Zukunft, die schon längst begonnen hat und uns einen Frieden bringen wird, der trügerischer nicht sein kann. In Verzweiflung darüber, dass schon bald die Pharma-Riesen das Monopol auf den Wirkstoff THC an sich reißen werden, können sich die Abermillionen Kiffer nur noch zynisch zurufen: Kinders, genießt den Krieg! Der Frieden wird fürchterlich!
Viele Alt-Kiffer werden sich noch an das Jahr 1971 erinnern, als die Null-Toleranz-Grenze in Deutschland eingeführt wurde und der Besitz des kleinsten Haschkrümels fortan im Namen des Deutschen Volkes vor dem Kadi verhandelt wurde. Die ersten Kriegsjahre forderten unzählige unschuldige Opfer, von denen nicht wenige am Bettpfosten der Gefängniszelle endeten, in Nervenkliniken mit Psychopharmaka um den Verstand gebracht wurden oder auf der Flucht vor der Rache der deutschen Justiz im Exil verschütt gingen. Endlos ist die Liste der Entrechteten und Verfolgten, die in unserem Auftrag die gefährliche Untergrundarbeit leisten, damit wir einen schönen Feierabend-Joint auf der Veranda genießen können.
Nunmehr sind vierzig lange Kriegsjahre ins Land gezogen, und wer ein ehrliches Fazit zieht, muss sich eingestehen, dass die Zeit durchaus eine schöne war. Die Gattung des Quarzus Teutonicus lebt nunmehr in der dritten Generation das Recht auf Selbstbestimmung einigermaßen entspannt aus, ohne gleich mit einer Strafe bedroht zu werden, die abzuwenden bzw. abzuleisten unmöglich wäre. Die meisten der fünf Millionen Kiffer in diesem unseren Vaterland haben sich mit den Gegebenheiten des Unrechts und der Willkür der Behörden arrangiert, und Wolfgang Neuss’ Mahnung, dass in Deutschland nie wieder ein Joint ausgehen darf, müsste angesichts der offen gelebten Hanfkultur längst in der Präambel des Grundgesetzes verankert sein. Noch glauben die Anti-Hanf-Krieger an den Endsieg, denn in ihrer Blindheit sehen sie nicht das Kunstlicht am Horizont, das die blühenden Landschaften in den Speisekammern, Dachgeschossen und Kellern der Nation ausleuchtet. Deutschland ist längst dabei, sich vom Import- zum Exportland zu entwickeln und in der europäischen Cannabisproduktion ein gehöriges Wörtchen mitzureden. Der lange Arm des Gesetzes greift zu kurz, wenn er im Drogensumpf nach kleinen Fischen fingert, um die politisch geforderte und aus Steuermitteln subventionierte Fangquote zu erbringen. Die in Deutschland beschlagnahmten Cannabismengen stehen in keinem Verhältnis zu den vielen Tonnen, die jährlich importiert, hergestellt und schließlich in kleinen Portionen verbrannt werden. Wohin das offene Auge auch blickt, das lukrative, aber illegale Geschäft mit Cannabis ist in Deutschland eine Erfolgsgeschichte für sich, die ganz ohne mexikanische Geschäftsgepflogenheiten auskommt und vielen Menschen Lohn und Brot gibt. Die Preise sind nach wie vor stabil, die Netzwerke der Schmuggler und Dealer sind fest geknüpft und der Schwarzmarkt blüht. Deutschland ist ein Steuerparadies für Hanf-Grossisten und Kiffer zugleich. Das Hanfverbot ist überdies sogar ein Segen, wenn man sich vergegenwärtigt, dass sich so mancher Hartz-IV-Empfänger die Indoor-Plantage vom JobCenter als Ich-AG sponsern lässt, um seiner Mitwirkungspflicht nachzukommen.
Und diese paradiesischen Zustände wollen wir aufgeben, indem wir vor unserem Feind auf Knien herumrutschen und darum flehen, doch wenigstens den Medizinalhanf zu legalisieren? Wünschen wir uns wirklich eine Bundesregierung, die aus rein pekuniären Erwägungen ein Gesetz verabschiedet, das die Verwendung von Hanf in die Obhut der Pillendreher gibt?
Man muss kein Prophet sein, um sich das Horrorgemälde auszumalen, wenn es plötzlich heißt, der Wildwuchs müsse zu Gunsten des staatlich geförderten Medizinalhanfs und der Gewinnmaximierung der Pharmaindustrie mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden. Die Hetzjagd auf unabhängige Cannabiszüchter und Dealer würde an Schärfe zunehmen, und der gewöhnliche Kiffer wäre als nicht registrierter Cannabis-Patient nach wie vor Freiwild für die Strafverfolgungsbehörden. Kurz gesagt, die Zulassung von Medizinalhanf, hergestellt und vermarktet von der Pharmaindustrie, wäre der fieseste Schachzug der politischen Entscheidungsträger, um die illegalen Strukturen des über Jahrzehnte gewachsenen Hanf-Netzwerkes von innen zu zersetzen. Denn ein vorgefertigtes, klinisch reines Cannabisprodukt aus der Apotheke wird im Handumdrehen all die überzeugen, die es bequem mögen und jeden Lifestyle-Dreck mitmachen – und davon gibt es viele und immer mehr. Eine Wende in der Drogenpolitik im Sinne der Kiffer wird es also nicht geben, denn es wäre doch gelacht, wenn das Monopol des Milliardengeschäfts rund um den ollen Hanf nicht jenen Geldproleten in die Hände fällt, denen der Kapitalismus eine Religion ist – denn heiter werden alle Mienen, bei dem schönen Wort Verdienen!
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UHR |
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